Beiträge von lux

    Die Sache ist doch, was man sagt, es wird dir negativ ausgelegt werden. Wenn der Kicker im Interview fragt, welche Ziele man hat und man sagt dann irgendwas defensives, wird dir vorgeworfen, du willst nur den status quo verwalten, hast keine Ambitionen, usw. Sagst du ganz offen, dass du dich steigern willst, ist das natürlich am nächsten Tag die Schlagzeile. Dass davor natürlich steht, dass man erstmal seine Hausaufgaben machen muss, interessiert doch dann keine Sau.

    Soane mag aus dem Gladbacher Kader noch keine Mannschaft gemacht haben, was in dem aktuellen Umbruch dort noch eine zusätzliche Herausforderung ist, aber er scheint ein Trainer zu sein, der genau weiß, wo der Gegner angreifbar ist


    Und mit Reitz hat man ein sehr spannendes Talent, das vermutlich wieder viel zu früh zu einem zu großen Club wechseln wird.

    Auch zum letzten Spieltag ein paar Sätze von mir:


    Nach Heidenheim, die bevorzugt über das Läuferische kommen und Wolfsburg, bei denen (zumindest im Gegensatz zu uns) die individuelle Klasse im Vordergrund steht, hatten wir gegen Köln einen Gegner, der sein Heil im Kampf gesucht hat. Selten ein Luftzweikampf, bei dem davor nicht ein Stoß vor dem Absprung für einen Vorteil gesorgt hat, eine Hand am Trikot hing oder eine markante Grätsche mal das vielzitierte Zeichen setzen sollte. Exemplarisch die Szene von Chabot gegen Tietz, der ihn per Textilprobe nicht nur am Zweikampf hindern wollte, sondern ihn direkt über die Auslinie befördert hat. Spannend, dass Dingert, da eine sehr großzügige Linie gewählt hat und es (gefühlt?!) nur eine gelbe Karte für ein Foulspiel vergeben hat. Tat meiner Meinung nach dem Spiel an sich sehr gut, aber eine eher kleinliche Linie hätte wohl eher Köln beeinträchtigt. Witzige Szene dann am Rande, als Dingert trotz der wenig gelben Karten gegen Gouweleeuw trotzdem den Überblick verloren hat.


    Wir haben am Samstag zwei Tore gesehen, die relativ schlecht verteidigt worden sind. Beim 1:0 stimmt erst die Abstimmung in der Kette gar nicht, Gouweleeuw hebt minimal das Abseits auf und klärt dann etwas ungünstig direkt in den Rückraum, wo dann Maina auch noch vor drei Augsburgern zum Abschluss kommt. Genauso beim Ausgleich, als Gumny einmal sämtliche südamerikanischen Gene in sich zusammen gesammelt hat und vier Kölner wie Pylone stehen lässt. Dass er dann noch Jensen ins Spiel bringt, der mustergültig Tietz einsetzt war dann wirklich gut heraus gespielt.


    Unterschiede gabs dann jedoch im weiteren Spielverlauf. Dass es bei der Punkteteilung blieb, lag auf Kölner Seite an reihenweise recht uninspirierten Abschlüssen. Phasenweise hatte ich das Gefühl, dass man Köln sogar Abschlüsse aus der zweiten Reihe angeboten hat, weil gefährlich war da wenig. In der Nachberichterstattung durfte sich Dahmen einiges an medialen Schulterklopfern abholen, aber sonderlich herausgefordert wurde er nicht mehr. Hold war uns das Spielglück dann aber auch nicht mehr. Wenn man gegen die vergeblichen Kölner Bemühungen die Pfostentreffer von Dorsch, Demirovic und Vargas oder die Chance von Engels hält, darf sich Köln mit dem Punkt durchaus glücklich schätzen. Wenn das aber am Ende bedeutet, dass man auswärts bei der direkten Konkurrenz "nur" einen Punkt holt, soll es so sein.


    Richtig positiv ist mir die Bank aufgefallen. Sämtliche Einwechselspieler haben dem Spiel richtig gut getan. Vargas hat Köln ständig hinten gebunden, war immer für ne Idee oder ne Einzelaktion gut und unterm Strich seine Chance genutzt. Das war bei ihm zuletzt auch häufiger nicht der Fall Auch Iago, Mbabu und Breithaupt haben ihren Job gut gemacht. Und mit etwas mehr "Spielglück" wird Engels zum zweiten Mal in Folge zum Spieler des Spiels. Im Spiel hatte ich das Gefühl, dass die Nachrücker das Niveau nochmal gehoben haben. Okugawa und Beljo saßen sogar noch draußen und vor Anpfiff konnte man einen gesperrten Uduokhai ohne Qualitätsverlust ersetzen. Spannend wird jetzt, ob Thorup auf eine erfolgreiche Startelf vertraut oder positive Impulse von der Bank mit einem Startelfeinsatz belohnt. Aber positiv, wie ich heute nicht mehr (nur) über Abwehrschnitzer, ideenloses Aufbauspiel und vergebene Hochkaräter sprechen muss, sondern wie sich aktuell 15-16 Spieler für einen Startelfeinsatz empfohlen haben. Fast genau vor einem Jahr hatte man gegen Union nicht mal mehr einen Stürmer auf der Bank und in dem Spiel wie in vielen davor und danach konnte man kaum Impulse von der Bank bringen.

    Stimme dir im Großen und Ganzen zu, außer hier:

    die Rendite dürfte schon jetzt schon weit über den Erwartungen beim Investor liegen

    Ja, vermutlich liegt das über der Erwartung, aber es wäre ein verdammt schlechter Investor, würde der sich mit einer Rendite zufrieden geben, wenn noch mehr drin wäre. Kenne mich mit dem Geschäftsmodell von Quattrex auch nicht gut aus und weiß nicht, ob die eigenes Geld vergeben oder vermitteln.

    Das Umfeld in Freiburg damals und auch jetzt ein anderes.

    Das auf jeden Fall. Freiburg hatte ein NLZ, das jedes Jahr 1-2 Stammspieler in die erste Mannschaft geführt hat und wirtschaftlich einen schlanken Kader. Union ist dieses Jahr durchaus nochmal ins Risiko gegangen

    Finde die aktuelle Konstellation gerade sehr spannend. Aus sportlicher Sicht ist die Situation fatal. 13 Niederlagen in Folge, wären wohl bei 17 anderen Bundesligisten der Sargnagel für den Trainer. Dass Union bisher noch nicht auf die Ergebnisse reagiert hat, ist schon beachtlich. Und ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass man in Berlin grundlegend einverstanden wäre, mit diesem Trainer auch den Gang in Liga 2 antreten würde. Freiburg hat das in ähnlicher Situation vorgemacht. Kurzfristig hätte man da mit einem Trainerwechsel vllt einen Abstieg vermieden, das kontinuierliche Wachstum des Vereins und der Mannschaft aber vielleicht beendet.


    Was aber in Berlin erschwerend hinzukommt, sofern die Berichterstattung zu dem Thema noch aktuell ist: Berlin hat damals in der zweiten Liga eine „Anschubfinanzierung“ von Quattrex bekommen. Man wollte da keine Vereinsanteile, sondern hat potentielle Gelder aus der TV-Vermarktung in der Zukunft versprochen. Bei nem Club, der damals im Niemandsland der zweiten Liga herumgedümpelt ist, war das ein nettes Sümmchen. Und bei einer Entwicklung von Zweitliga-Fernsehgelder zur Champions League hat sich das auch für Quattrex gelohnt. Angeblich läuft das bis 2026. Kann mir jetzt durchaus vorstellen, dass von deren Seite Druck auf den Verein ausgeübt wird um die langfristige sportliche Entwicklung der kurzfristigen Rendite zu opfern.

    Aber wie zum Teufel kommt man zum Beispiel darauf, dass in Szene x oder y eine Trefferquote von so oder so erwartet wurde?

    Kleiner Exkurs, deshalb im Spoiler. aber als Semi-Fachmann, der ein bisschen mit Machine Learning gebastelt hat kann ich dir das versuchen zu erklären:

    In jeder der 3 Saisons mit Gikiewicz hatten wir allerdings einen GA/xGA Wert von unter 1, in den letzten beiden Spielzeiten sogar jeweils unter 0,9. Das sind meiner Meinung nach überragende Werte, mal schauen ob wir die wieder erreichen können.

    Müssen wir vielleicht auch gar nicht. Gikiewicz kann durchaus der bessere Torhüter im Abhalten von Torschüssen sein. Dahmen hat, und das geben die Statistiken jetzt schon her, ganz andere Vorzüge. Er spielt mehr Pässe und er spielt bessere Pässe. Man hat die letzten Jahre definitiv Defizite bei Spielgestaltung im Ballbesitz ausgemacht. Da tut dann ein Torhüter weh, der aus Verlegenheit angespielt werden muss und dessen Weitergabe riskant ist. Mit einem Torhüter, der sicher ein Spiel hintenrum gewährleisten kann und dich im Ballbesitz hält, kannst du Torchancen effektiver vermeiden, als wenn dein Torhüter den ein oder anderen Ball besser hält. Natürlich kannst du das statistisch nicht erfassen, aber ich finde es allein für die Spielanlage und die Varientenmöglichkeit im eigenen Ballbesitz deutlich sinnvoller, mehr auf einen spielsicheren Torhüter zu setzen.

    Nochmal im Nachgang die ein oder andere Beobachtung von mir:


    Vorab gilt natürlich unumwunden: Wenn ein Trainer als neuer Mann zwei Spiele gewinnt, gibt es da wenig zu kritisieren, im Gegenteil, er muss einiges richtig gemacht haben. Thorup ist im Moment der Mann der Stunde und er scheint die Mannschaft an einigen Stellen zu kitzeln, was zuletzt vielleicht eher außen vor war. Nach zwei Spielen sieht man schon in Grundlegenden vor allem Stellschrauben im Kopf der Spieler, an denen gedreht wurde. Ich sehe da vor allem viel Mut und Leidenschaft, was auch durchaus wieder auf die Ränge geschwappt ist.


    Am Samstag haben wir aber ein Spiel gesehen, dass wirklich auf Messers Schneide stand. Nicht nur im Spielverlauf, sondern tatsächlich für mich im Vorfeld schon, weil es durchaus richtungsweisend war. Wolfsburg war ergebnistechnisch bisher recht langweilig. Siege gegen unterlegene Heidenheimer, kriselnde Berliner, Kölner und Frankfurter auf der einen, Niederlagen gegen überlegene Dortmunder, formstarke Hoffenheimer und die Mannschaften der Stunde, Stuttgart und Leverkusen, auf der anderen Seite. Man könnte die bisherige Saison in Wolfsburg mit "Hausaufgaben gemacht, mehr nicht" zusammenfassen. Wenn man das Spiel als Gradmesser sehen möchte, ist es schön, wo wir uns eingruppieren dürfen.


    Das Spiel selbst ging in eine ähnliche Richtung. Den Lauf von Gouweleeuw vor der Flanke zum 1:0 ist definitiv ein neues Muster, das wurde im Spiel ein paar mal probiert. Dass das auch nach hinten los gehen kann, hat man in der Szene vor dem Foul von Pedersen gesehen, als Uduokhai den Ball weit aufgerückt in die Füße des Gegners spielt. Beim 1:1 hat man defensiv nicht mit der letzten Konsequenz verteidigt und in der Szene zum Elfmeter war man genauso unachtsam wie der Schiedsrichter. Auf der anderen Seite kommt man mit einem geschenkten Eigentor wieder zurück. Natürlich muss der Wolfsburger da ran, Tietz hat sich schon in Position gelaufen. Wie gefährlich das ist, hat man beim Abseitstor davor und in Heidenheim gesehen. Auch der Spielzug scheint neu zu sein. Spannend aber auch, dass Jensen und Pedersen, die in Heidenheim positiv auffielen, am Samstag etwas abgefallen sind. Ein Glück, wenn man jemanden wie Engels nachschieben kann. Dorsch sehe ich im Vergleich zu den ersten Saisonspielen deutlich verbessert. Noch etwas weg von dem, was er im ersten Jahr für die Mannschaft bedeutet hat, aber die Formkurve stimmt. Umso ärgerlicher natürlich, dass er in beiden Gegentoren seine Aktien im Spiel hat. Gumny auch mit deutlicher Steigerung zu dem zuletzt gezeigten. Die Rechtsverteidigerposition war die letzte beiden Spiele sicherlich nicht das Ass im Ärmel, aber lädt den Gegner auch nicht so häufig zu Toren ein wie zu Saisonbeginn. Michel wieder mit vielen wichtigen Läufen und der ein oder anderen schönen Einzelaktion, aber Kollege Tietz kann ihm wohl ganz gut sagen. woran Stürmer gemessen werden.


    Ich hab jetzt zwei Spiele auch eine Mannschaft gesehen, die im Findungsprozess ist. Natürlich wird einiges angepasst und nachgestellt, Abstimmungen stimmen häufig noch nicht ganz und individuelle Fehler passieren immer noch, aber wenn einerseits das passiert und man trotzdem die Maximalausbeute holt, kann es nicht besser laufen. Das Spiel hätte sicherlich auch unentschieden ausgehen können, was gegen eine Mannschaft mit der Qualität des Wolfsburger Kaders auch keine Schande gewesen wäre. Natürlich können die sich allein von der Qualität her Chancen erspielen, dass die aber in der ersten ernstzunehmenden Drangphase vor der Pause das Spiel direkt drehen war unglücklich und wenn es blöd läuft, lässt man da auch Punkte. Dass das nicht der Fall war, freut mich für die Leute im Stadion, für die Mannschaft und vor allem für den neuen Trainer, der mit seiner sympathischen Art sehr viel anders macht als Maaßen, ergebnistechnisch auch augenscheinlich das ein oder andere richtiger. Und am Ende gilt halt die simple Phrase: Wenn man die Punkte holt um in der Liga zu bleiben, fragt am Ende auch keiner mehr wie man die geholt hat.


    Böse Zungen würden sagen, man hatte Samstag viel Spielglück, 45 Minuten mit 10 Mann dreht man das Spiel vielleicht nicht mehr und Bornauw hat uns im exakt richtigen Moment wieder ins Spiel gebracht. Was aber auch zur Wahrheit gehört: Man muss sich dieses Spielglück erzwingen. Mit letzter Konsequenz und vielleicht manchmal darüber hinaus. Gegen Mainz hatte man das, gegen Gladbach 93 Minuten lang, gegen Freiburg, Bochum und vor allem Darmstadt eher nicht. Die Quote spricht aktuell zumindest eindeutig für Thorup.

    Das ist vollkommen irrelevant, da der Erwartungswert trotzdem über einen langen Zeitraum wie eine Saison 1 expected goal pro 1 realen Tor ist.

    Und wie statistisch signifikant ist dann so ein Wert nach 25% einer Saison?


    Der einzige wirkliche Unterschied zwischen Dahmen und Gikiewicz in der Statistik der xGA sind die Elfmeter. Da hat Gikiewicz letztes Jahr 3 von 4 gehalten, Dahmen bei 5 noch keinen. Solche Werte schlagen halt bei der recht hohen Bewertung eines Elfmeters ziemlich ins Kontor. Da hatte Gikiewicz letztes Jahr gegen Martin von Mainz und Ducksch von Bremen leichtere Aufgaben (Arnold gegen Wolfsburg hat direkt in den drüber geschossen), Dahmen musste dieses Jahr zB gegen Grifo und Kane ran. Dazu kommt, dass bei den Gegentoren dieses Jahr ein Eigentor dabei war, das natürlich keinen xGA Wert erzeugt.


    So ein Wert kann über eine, besser mehrere, Saisons ein Hinweis sein, bei unvollständigen Saisons aber halt auch massive Artefakte mit sich bringt.


    Übrigens hochintelligente Szene ganz zum Schluss von Pervan. Den gegnerischen Torhüter zu sperren kann man bei ner Ecke machen. Ist dann aber halt saublöd, wenn kein Augsburger auf der Grundlinie steht. Hätte Wolfsburg da noch getroffen, wäre das wegen Abseits und Sichtbehinderung wie beim vermeintlichen Ausgleich von Tietz genommen worden.