Zur Zweiten
Erinnerungen an viele Wege in die Rosenau. Auch in Zeiten in denen der Zuschauerzuspruch geringer war eines der wenigen immer besser besuchten Spiele. Dies lag auch nicht immer nur an der größeren Anzahl an Gastzuschauern.
Die Spiele gegen den TSV 1860 München waren immer etwas Besonderes. Neben einer traditionellen Rivalität zwischen den Vereinen, einer mehr oder weniger historischen zwischen den Städten und der räumlichen Nähe auch die sportlichen Konstellationen.
Der inoffizielle Zuschauerrekord im Olympiastadion, der Pokalsieg 1987 im Grünwalder Stadion, der erste Auftritt des FCA in der Münchener Arena genauso wie die Heimniederlage mit Halbzeitanalyse per Lautsprecher 2007 – nur einige der Spiele.
Daneben aber länger zurückliegende Aufeinandertreffen in der 2. Liga Süd, oder in der Bayernliga Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre auf Augenhöhe, darunter auch das 2 : 2 im November 1992 vor über 26 000 Zuschauern in Augsburg.
Im Anschluss daran trennten sich die Wege, der TSV war zwei Jahre später Erstligist, während der FCA in der Regionalliga und später zwei Jahre in der Bayernliga spielte.
Bereits vor 1963 gab es in der Oberliga Süd Spiele des BCA gegen 1860 bzw. der beiden zweiten Mannschaften in den unteren Klassen. Doch die Entwicklungen der Vereine liefen trotz mehrmaliger Überschneidungen immer sehr unterschiedlich. Und bis vor einem Jahrzehnt trat der FCA immer als der vermeintlich kleinere und sportlich Schwächere an.
Ab 1997 spielte der FCA auch zwölfmal gegen die zweite Mannschaft des TSV – darunter auch am letzten Spieltag der Bayernligasaison 2001/02, als Meister feststehend und mit dem Heimrecht der Münchener an der Donauwörther Straße.
Seit 2011 haben sich die Wege in eine andere Richtung getrennt und der FCA spielt diese Saison erstmals drei Ligen über dem TSV. Und nach acht weiteren Spielen gegen die zweite nun das erste der Zweiten gegen die erste Mannschaft des TSV 1860 München.
Nicht nur zu der Zeit als Augsburger Fußballanhänger im lokalen Radio verspottet und in der Stadt belächelt wurden, und am Samstagmorgen am Hauptbahnhof mehr Personen standen, die zu Fußballspielen nach München fuhren als nachmittags in die Rosenau waren, wäre die Vorstellung dass diese Konstellation irgendwann eintritt auch nur als Vision durchgegangen.
Was in der Zwischenzeit um beide Vereine geschehen ist, mehr als Momentaufnahmen mit sehr vielen und unterschiedlichen Betrachtungswinkeln zur Entwicklung des Fußballs in sportlicher und eben auch struktureller Hinsicht. Darunter auch viele Beispiele möglicher Begleiterscheinungen und Folgen, wie auch die erfolgreiche Umsetzung gegebener Möglichkeiten.
Seit dem Neubeginn der zweiten Mannschaft und den verschiedenen Aufstiegs- und Relegationsspielen, etwa in Schweinfurt und gegen Aichach vor wenigen Jahren, ist dies das Spiel mit dem allgemein größten Aufmerksamkeitswert.
Weitere Erinnerungen dabei an andere länger zurückliegende sportlich bedeutsamere Begegnungen wie auch 1978, als die damaligen FCA-Amateure in der 3. DFB-Pokalrunde gegen Hertha BSC spielten.
Nun also am kommenden Sonntag vor großer Kulisse in der Arena. Der bisherige Viertligarekord in Deutschland liegt seit 2015 bei 30 313 Zuschauern im Spiel Alemannia Aachen gegen Rot-Weiss Essen, der der Regionalliga Bayern bei etwas über 15 000.
International am größten der Zuspruch bei den Heimspielen der Glasgow Rangers 2012/ 13 in der vierten schottischen Liga im Ibrox Park.
Unabhängig des sportlichen Vergleichs und der Tatsache dass der TSV bereits zweimal in der 2. Bundesliga in der Arena antrat, möglichen Regionalligareformen und Aufstiegsmodi, ein Spiel der zweiten Mannschaft des FCA, in dem auch wieder ein großes Stück jüngerer Augsburger Fußballgeschichte bewusst wird.
Nur schade dass dieses nicht im Rosenaustadion stattfinden kann – wen interessieren bei einem Spiel dieser Vereine noch Zuschauerrekorde? Der Event hätte auch im kleineren Rahmen allein in der Historie und dem erstmaligen Aufeinandertreffen in dieser Konstellation in einem Pflichtspiel gelegen.
Aber Erinnerungen und Tradition bleiben auch so erhalten - und trotz aller immer anhaltenden Rivalität der Respekt vor der Liebe und Leidenschaft zu Farben und Spiel. Rot-grün-weiß sind unsere Farben!
Nur der FCA!