Die journalistische Nachberichterstattung zum Spiel stört mich mal wieder sehr. Freiburg war von der Euro-League KO, Darmstadt hat sich selber geschlagen und Heidenheim soll jetzt auch nur einen rabenschwarzen Tag gehabt haben. Immer Glück ist irgendwann aber halt auch Können. Heidenheim spielt einen typisch-biederen Bundesliga-Mittelfeld-Fussball: Hinten stabil stehen, vorn was erzwingen. Das ist für die eigenen Fans kein großer Hurra-Fussball, für die Gegner aber in schöner Regelmäßigkeit auch total schwer. Aber genau so hat man Heidenheim gespiegelt: Körperliche Härte annehmen und erwidern, den Druck von der letzten Reihe nehmen und dann halt, eigentlich typisch für Heidenheim, mit ner Eckballvariante früh in Führung gehen.
Dass dann die Nummer relativ entspannt runter gespielt werden kann, ist für mich am Ende die Leistung des Tages. Heidenheim hat auch gegen Frankfurt und Leverkusen verloren, aber denen das Leben 90 Minuten richtig schwer gemacht und hinten raus noch ein Tor geschossen. Die Unentschieden gegen Dortmund und Union und der Sieg gegen Bremen verliefen im Spielverlauf ähnlich. Im Gegensatz dazu hatte ich aber nie wirklich das Gefühl, dass da noch was anbrennt. Lässt sich in der Rückschau leicht sagen, aber Heidenheim hat selbst in der Spielanlage kaum was angeboten. Beste, der ja mittlerweile regelmäßig in die Nationalmannschaft geschrieben wird und der Shootingstar Dinkci sind ziemlich blass geblieben. Wir haben am Samstag sechs Torschüsse zugelassen, so schlecht in der Statistik war Union zuletzt gegen Leverkusen. Und das obwohl Heidenheim 70 Minuten in Rückstand war.
Richtig spannend am Samstag fand ich zu sehen, wie die Mannschaft mittlerweile mehr als Schema F kann. Ja, Freiburg war müde, aber die hat man halt einfach auch in Grund und Boden gelaufen, Darmstadt war fehleranfällig, aber man hat sie eben auch zu diesen Fehlern gezwungen und am Samstag hatte Heidenheim nach vorn absolut keinen Zugriff zum Spiel, weil man schlicht nichts angeboten hat. Am Ende stehen da 9 Punkte nach drei Spielen auf der Habenseite, weil der Trainer dreimal genau die richtigen Knöpfe drücken konnte. Man hat nicht dreimal seinen Stiefel durchgezogen, sondern dreimal so gespielt, wie man dem Gegner am effektivsten weh tun kann.
Das am Samstag war kein Spiel für die Stürmer, dafür bietet Heidenheim zu wenig an. Dann ist es natürlich Gold wert, wenn dein Team in ner Standardsituation ne Idee hat. Der goldene Treffer war ne clevere Variante und damit hat der neue Standards-Trainer sein Gehalt schon quasi reingeholt. Und solche Szenen sind vllt am Ende der Saison der Unterschied zwischen einer zufriedenstellenden Saison und einer positiven Überraschung. An die Spiele gegen Freiburg und Heidenheim erinnert sich im großen Saisonrückblick vermutlich keiner mehr und Darmstadt nur, weil es halt so oft geklingelt hat. Aber genau das sind die Spiele, die im Saisonverlauf im schlechtesten Fall nur 2-3 Wochen frühere Planungssicherheit bedeuten und im besten Fall es möglich machen können, dass man sich im absoluten Saisonendspurt nochmal nen frechen Blick auf die Tabelle wirft und nachfragt, wer sich denn jetzt genau wann für das internationale Geschäft qualifziert.
Aber genau das wird jetzt die spannende Frage für die nächste Saison sein. Vargas und Uduokhai waren so halb schon woanders, Demirovic schießt sich gerade die Regale seines nächsten Arbeitgebers nach oben, Iago wird wohl definitiv wechseln, Mbabu ist nur geliehen. Und ich hoffe mittlerweile auch, dass Thorup sich in Augsburg halbwegs wohl fühlt. Mit Gladbach, Frankfurt und Wolfsburg wackeln gerade ein paar Trainerstühle, die durchaus mal anklopfen könnten. Die Leistungen wecken Begehrlichkeiten und am Ende wird die Frage sein, ob man die Herausforderungen als Chancen nutzen kann.