Beiträge von lux

    Pflichtsieg gegen den mit Abstand schlechtesten Gegner bisher der Saison.

    Völlig richtig, jedoch stellt sich auch da die Frage, ob der Gegner so schlecht war oder wir ihn so schlecht haben aussehen lassen. Man hat gestern schon auch vieles richtig gemacht. Frühes Pressen, Intensität hoch halten, Gefahr ausstrahlen und allerhöchstens Räume anbieten, die der Gegner in der Form nicht nutzen kann, waren alles Schlüssel zum Sieg gestern. Natürlich war Frankfurt reichlich ideenlos und zur Wahrheit gehört genauso, dass man sie unnötig wieder ins Spiel hat kommen lassen. Geht der Elfmeter rein ist Frankfurt mausetot und dann lässt man Frankfurt nicht nur mental am Leben, sondern gönnt denen dann unglücklich sogar noch den Anschluss.


    Im Gegensatz zu vielen Spielen davor hab ich aber diese paar Prozente in der Einstellung gesehen, die davor vielleicht ab und an gefehlt haben. Dann klärt halt Demirovic mal den engen Ball im eigenen Strafraum, der bisher klassischerweise durch ein dummes Foul zum Elfmeter für den Gegner gesorgt haben oder Dorsch schafft es, die Lücken vor der Kette zu stopfen und sich nicht ausspielen zu lassen. Und an solchen Tagen schlenz Iago den Ball halt mit dem schwachen Fuß ins lange Eck und drischt ihn nicht kopflos ins Seitenaus. Das sind alles so Themen, die fallen einem, wenn es läuft, einfach mal zu. Wenn man sieht, wie sich Dorsch und Demirovic selbst feiern, weil sie nen Zweikampf sauber wegverteidigen, spüre zumindest ich den ein oder anderen Prozentpunkt mehr, den man an solchen Abenden einfach braucht um zu gewinnen.


    Die drei "D"s sind die Spieler, die ich besonders herausheben möchte: Demirovics Spiel haftet etwas der Makel des verschossenen Elfmeters an, aber der Spieler ist aktuell Gold wert und meiner Meinung mit dem Kapitänsamt noch stärker geworden. Er ist nicht eiskalt im Abschluss, hat aber immer Ideen für seine Mitspieler. Dorsch zeigt auch eine ganz ganz starke Entwicklung zuletzt. Unter Maaßen war er phasenweise eine Schwachstelle im Kader, viele einfache Fehler, wenig Ideen fürs eigene Spiel. Er hat zuletzt beeindruckend seine eigene Fehleranfälligkeit reduziert und in der Pressingresistenz massiv zugelegt. In Thorups Idee von Fussball, die er uns aktuell vorstellt, braucht es ein, zwei Spieler in der Bewegung nach vorn, die man anspielen kann, die einen Ball annehmen können und die auch einen Ball abspielen können. Dorsch kann so jemand sein. Dahmen hat sich mittlerweile auch gemacht und an Sicherheit gewonnen. Genauso wie bei Demirovic steht bei ihm das unglückliche Eigentor einem makellosen entgegen, aber Dahmen arbeitet ganz enorm an seiner Ausstrahlung. Zu Beginn der Saison war er solide, die Dinger die er halten konnte, hat er gehalten, ansonsten war er häufig machtlos. Mittlerweile ist er deutlich präsenter, was eine seiner Schwächen war. Gestern hab ich ihn sogar stärker gesehen als den Nationtorhüter Trapp.


    Unter Thorup sehe ich aktuell einen Fussball, der etwas einfacher ist als unter Maaßen. Hoch stehende Außenverteidiger, immer die Option in den Rückraum zu legen, ne Prise Unberechenbarkeit durch Demirovic. Unter Maaßen hat man zu oft erfolglos versucht eigene Lösungen zu kreieren, Thorup versucht aktuell erfolgreich Probleme beim Gegner zu schaffen. Mit der Einstellung kann auch gegen Bremen gepunktet werden. Wo man die zu Fehler zwingen kann, hat man zuletzt häufiger gesehen.

    Union hat aktuell nur den Überraschungsmoment und den verlorenen Malus des sieglosen Trainers auf ihrer Seite. Die Mannschaft hat sicherlich Qualität für deutlich mehr als das, was die letzten Ergebnisse her gaben, aber die PS haben die zuletzt nicht auf die Straße gebracht. Union hat nur den Vorteil, dass man nicht so ganz weiß, was sie jetzt anders machen werden und dass die Spieler nicht mehr den Rücksack der Serie des Trainers auf dem Buckel haben. Und wie absurd Psychologie im Fußball ist, sieht man schon allein daran, dass das keine Serie der Mannschaft war.


    Der neue Trainer wird kein Faktor sein, dazu war Grote etwas zu farblos bei Osnabrück und hat recht bieder spielen lassen. Spielerisch kommt es aber bei Union auch nicht an. Die müssen 110% geben, dann sind auch so Erfolge wie die letzten Jahre möglich. Kann gut sein, dass Fischer das zuletzt nicht mehr abrufen konnte.

    Für mich wird das wirklich ein kaum zu prognostizierendes Spiel. Berlin wird früh versuchen eine Duftmarke abzugeben. Mit Glück machen die nen Standard rein und dann beginnt die Saison für die im Kopf. Ja länger aber man merkt, dass auch ein neuer Trainer kein Wunder bewirken kann und der Mannschaft das gibt, was sie braucht, wird es für Berlin immer schwerer. Und dann wird es auch möglich dort was mitzunehmen.

    Finde, man muss da gar nicht persönlich angegriffen reagieren. Dem Zuschauer, der mit all den Clubs in der ersten Liga nichts zu tun hat, ist sicherlich das Spektakel lieber. Kann man schon mal akzeptieren, darf dann aber auch als absolutes Lob empfinden, wenn die genannten Clubs der zweiten Liga trotz historischem und/oder Standort-Vorteil sportlich mittlerweile wortwörtlich ne Liga unter uns spielen.

    Vargas hatte seine beste Phase unter Schmidt als wir einen Fußball gespielt haben, der an guten Tagen den Gegner vor Überraschungen gestellt hat, mit denen er nicht gerechnet hat, an schlechten Tagen den Gegner defensiv nicht vor Herausforderungen gestellt hat. Da gab es relativ viele wilde Szenen, in denen gegnerische und eigene Spieler in 1zu1 Situationen gezwungen wurden. Vargas kann das über Schnelligkeit und Technik lösen. Heuer hat er sich eher gut gemacht, wenn er eingewechselt wurde und der Gegner was anbieten musste.


    Im Moment spielen wir zu Beginn eher geordnet, da warten auch Gegner erstmal ab und stellen zu. Denke es hat bei bei ihm weniger mit Lustlosigkeit zu tun, ihm fehlen in den Szenen halt die Werkzeuge um was beizutragen.

    Die Sache ist doch, was man sagt, es wird dir negativ ausgelegt werden. Wenn der Kicker im Interview fragt, welche Ziele man hat und man sagt dann irgendwas defensives, wird dir vorgeworfen, du willst nur den status quo verwalten, hast keine Ambitionen, usw. Sagst du ganz offen, dass du dich steigern willst, ist das natürlich am nächsten Tag die Schlagzeile. Dass davor natürlich steht, dass man erstmal seine Hausaufgaben machen muss, interessiert doch dann keine Sau.

    Soane mag aus dem Gladbacher Kader noch keine Mannschaft gemacht haben, was in dem aktuellen Umbruch dort noch eine zusätzliche Herausforderung ist, aber er scheint ein Trainer zu sein, der genau weiß, wo der Gegner angreifbar ist


    Und mit Reitz hat man ein sehr spannendes Talent, das vermutlich wieder viel zu früh zu einem zu großen Club wechseln wird.

    Auch zum letzten Spieltag ein paar Sätze von mir:


    Nach Heidenheim, die bevorzugt über das Läuferische kommen und Wolfsburg, bei denen (zumindest im Gegensatz zu uns) die individuelle Klasse im Vordergrund steht, hatten wir gegen Köln einen Gegner, der sein Heil im Kampf gesucht hat. Selten ein Luftzweikampf, bei dem davor nicht ein Stoß vor dem Absprung für einen Vorteil gesorgt hat, eine Hand am Trikot hing oder eine markante Grätsche mal das vielzitierte Zeichen setzen sollte. Exemplarisch die Szene von Chabot gegen Tietz, der ihn per Textilprobe nicht nur am Zweikampf hindern wollte, sondern ihn direkt über die Auslinie befördert hat. Spannend, dass Dingert, da eine sehr großzügige Linie gewählt hat und es (gefühlt?!) nur eine gelbe Karte für ein Foulspiel vergeben hat. Tat meiner Meinung nach dem Spiel an sich sehr gut, aber eine eher kleinliche Linie hätte wohl eher Köln beeinträchtigt. Witzige Szene dann am Rande, als Dingert trotz der wenig gelben Karten gegen Gouweleeuw trotzdem den Überblick verloren hat.


    Wir haben am Samstag zwei Tore gesehen, die relativ schlecht verteidigt worden sind. Beim 1:0 stimmt erst die Abstimmung in der Kette gar nicht, Gouweleeuw hebt minimal das Abseits auf und klärt dann etwas ungünstig direkt in den Rückraum, wo dann Maina auch noch vor drei Augsburgern zum Abschluss kommt. Genauso beim Ausgleich, als Gumny einmal sämtliche südamerikanischen Gene in sich zusammen gesammelt hat und vier Kölner wie Pylone stehen lässt. Dass er dann noch Jensen ins Spiel bringt, der mustergültig Tietz einsetzt war dann wirklich gut heraus gespielt.


    Unterschiede gabs dann jedoch im weiteren Spielverlauf. Dass es bei der Punkteteilung blieb, lag auf Kölner Seite an reihenweise recht uninspirierten Abschlüssen. Phasenweise hatte ich das Gefühl, dass man Köln sogar Abschlüsse aus der zweiten Reihe angeboten hat, weil gefährlich war da wenig. In der Nachberichterstattung durfte sich Dahmen einiges an medialen Schulterklopfern abholen, aber sonderlich herausgefordert wurde er nicht mehr. Hold war uns das Spielglück dann aber auch nicht mehr. Wenn man gegen die vergeblichen Kölner Bemühungen die Pfostentreffer von Dorsch, Demirovic und Vargas oder die Chance von Engels hält, darf sich Köln mit dem Punkt durchaus glücklich schätzen. Wenn das aber am Ende bedeutet, dass man auswärts bei der direkten Konkurrenz "nur" einen Punkt holt, soll es so sein.


    Richtig positiv ist mir die Bank aufgefallen. Sämtliche Einwechselspieler haben dem Spiel richtig gut getan. Vargas hat Köln ständig hinten gebunden, war immer für ne Idee oder ne Einzelaktion gut und unterm Strich seine Chance genutzt. Das war bei ihm zuletzt auch häufiger nicht der Fall Auch Iago, Mbabu und Breithaupt haben ihren Job gut gemacht. Und mit etwas mehr "Spielglück" wird Engels zum zweiten Mal in Folge zum Spieler des Spiels. Im Spiel hatte ich das Gefühl, dass die Nachrücker das Niveau nochmal gehoben haben. Okugawa und Beljo saßen sogar noch draußen und vor Anpfiff konnte man einen gesperrten Uduokhai ohne Qualitätsverlust ersetzen. Spannend wird jetzt, ob Thorup auf eine erfolgreiche Startelf vertraut oder positive Impulse von der Bank mit einem Startelfeinsatz belohnt. Aber positiv, wie ich heute nicht mehr (nur) über Abwehrschnitzer, ideenloses Aufbauspiel und vergebene Hochkaräter sprechen muss, sondern wie sich aktuell 15-16 Spieler für einen Startelfeinsatz empfohlen haben. Fast genau vor einem Jahr hatte man gegen Union nicht mal mehr einen Stürmer auf der Bank und in dem Spiel wie in vielen davor und danach konnte man kaum Impulse von der Bank bringen.

    Stimme dir im Großen und Ganzen zu, außer hier:

    die Rendite dürfte schon jetzt schon weit über den Erwartungen beim Investor liegen

    Ja, vermutlich liegt das über der Erwartung, aber es wäre ein verdammt schlechter Investor, würde der sich mit einer Rendite zufrieden geben, wenn noch mehr drin wäre. Kenne mich mit dem Geschäftsmodell von Quattrex auch nicht gut aus und weiß nicht, ob die eigenes Geld vergeben oder vermitteln.

    Das Umfeld in Freiburg damals und auch jetzt ein anderes.

    Das auf jeden Fall. Freiburg hatte ein NLZ, das jedes Jahr 1-2 Stammspieler in die erste Mannschaft geführt hat und wirtschaftlich einen schlanken Kader. Union ist dieses Jahr durchaus nochmal ins Risiko gegangen

    Finde die aktuelle Konstellation gerade sehr spannend. Aus sportlicher Sicht ist die Situation fatal. 13 Niederlagen in Folge, wären wohl bei 17 anderen Bundesligisten der Sargnagel für den Trainer. Dass Union bisher noch nicht auf die Ergebnisse reagiert hat, ist schon beachtlich. Und ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass man in Berlin grundlegend einverstanden wäre, mit diesem Trainer auch den Gang in Liga 2 antreten würde. Freiburg hat das in ähnlicher Situation vorgemacht. Kurzfristig hätte man da mit einem Trainerwechsel vllt einen Abstieg vermieden, das kontinuierliche Wachstum des Vereins und der Mannschaft aber vielleicht beendet.


    Was aber in Berlin erschwerend hinzukommt, sofern die Berichterstattung zu dem Thema noch aktuell ist: Berlin hat damals in der zweiten Liga eine „Anschubfinanzierung“ von Quattrex bekommen. Man wollte da keine Vereinsanteile, sondern hat potentielle Gelder aus der TV-Vermarktung in der Zukunft versprochen. Bei nem Club, der damals im Niemandsland der zweiten Liga herumgedümpelt ist, war das ein nettes Sümmchen. Und bei einer Entwicklung von Zweitliga-Fernsehgelder zur Champions League hat sich das auch für Quattrex gelohnt. Angeblich läuft das bis 2026. Kann mir jetzt durchaus vorstellen, dass von deren Seite Druck auf den Verein ausgeübt wird um die langfristige sportliche Entwicklung der kurzfristigen Rendite zu opfern.

    Aber wie zum Teufel kommt man zum Beispiel darauf, dass in Szene x oder y eine Trefferquote von so oder so erwartet wurde?

    Kleiner Exkurs, deshalb im Spoiler. aber als Semi-Fachmann, der ein bisschen mit Machine Learning gebastelt hat kann ich dir das versuchen zu erklären:

    In jeder der 3 Saisons mit Gikiewicz hatten wir allerdings einen GA/xGA Wert von unter 1, in den letzten beiden Spielzeiten sogar jeweils unter 0,9. Das sind meiner Meinung nach überragende Werte, mal schauen ob wir die wieder erreichen können.

    Müssen wir vielleicht auch gar nicht. Gikiewicz kann durchaus der bessere Torhüter im Abhalten von Torschüssen sein. Dahmen hat, und das geben die Statistiken jetzt schon her, ganz andere Vorzüge. Er spielt mehr Pässe und er spielt bessere Pässe. Man hat die letzten Jahre definitiv Defizite bei Spielgestaltung im Ballbesitz ausgemacht. Da tut dann ein Torhüter weh, der aus Verlegenheit angespielt werden muss und dessen Weitergabe riskant ist. Mit einem Torhüter, der sicher ein Spiel hintenrum gewährleisten kann und dich im Ballbesitz hält, kannst du Torchancen effektiver vermeiden, als wenn dein Torhüter den ein oder anderen Ball besser hält. Natürlich kannst du das statistisch nicht erfassen, aber ich finde es allein für die Spielanlage und die Varientenmöglichkeit im eigenen Ballbesitz deutlich sinnvoller, mehr auf einen spielsicheren Torhüter zu setzen.