24. Spieltag
Spielanlage, Stärken, Schwächen, hin oder her, die Mannschaft gewinnt wenn - dann als Team. Und weil das genauso zutrifft steht der FCA genau auf diesem Tabellenplatz - vor einigen großen Namen. Genauso wie es sich für einen etablierten Verein gehört überall einmal zu gewinnen, trifft wohl auch der Umkehrfall zu.
Ein Wolfsburg-Aufsichtsrat äußerte vor kurzem, das der VfL mehr Tradition habe als der 1. FC Köln. Er bezog sich dabei auf das Gründungsjahr des Vereins 1945 und ohne Berücksichtigung, dass der als 1. FC Köln 1948 ins Leben gerufene Verein als Fusion aus den Vorgängervereinen SpVgg Sülz 07 und Kölner BC 01 entstand.
In dieser Aussage steckt aber schon das ganze Dilemma: Was ist Tradition, was ein Traditionsverein? Die Definition von „Verein“ scheint relativ klar, die von „Tradition“ bezogen auf Fußballklubs schon etwas schwieriger.
Als erste Überlegung wird oft das Gründungsjahr betrachtet. Der älteste noch bestehende deutsche Fußballverein soll der Berliner Fußball-Club Germania 1888 e. V. sein; der Hamburger SV gibt als Gründungsjahr 1887 an, obwohl der Verein in der aktuellen Form auch so erst seit 1919 existiert.Dafür mag es noch viele andere Beispiele geben von Vereinen, die irgendwann Mitte oder Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurden, mit dem Fußballspielen aber erst später begonnen haben, oder aus welchen Gründen auch immer das Gründungsjahr erst später in Namen oder Marketing erwähnenswert fanden.
Allein das Datum scheint es nicht zu sein; stattdessen Erfolge zu betrachten ist auch nicht wirklich zielführender: Manche Finalteilnehmer früherer Wettbewerbe gibt es heute entweder in entsprechender Form oder gar nicht mehr. Und erfolgreiche Namen der Nachkriegsgeschichte tauchten früher manchmal noch nicht auf. Im Gründungsjahr der Wölfe gab es wie in dem des FCs keinen Deutschen Meister – erster Nachkriegsmeister war ein Jahr später der VfR Mannheim 1896 e.V.
Wenn Tradition etwas ist, das weitergegeben wird, und begleitet von bestimmten Handeln und Vorstellungen auch allgemeinerer Akzeptanz ist, entstehen kulturelle Werte, die einen emotionalen Zugang zum Verständnis der Begrifflichkeit erlauben.Dabei ist es dann unerheblich ob Ab- und Aufstiege, große Spiele, Meisterschaften oder andere Ereignisse identitätsstiftend waren, es benötigt aber auch ligenunabhängig einen oder mehrere Auslöser die diese Entwicklung oft auch in Verbindung mit anderen Mustern begründen oder auch beschleunigen.
Weitergedacht bedeutet dies, dass es schwierig erscheint einem Verein, der schon länger existent, eine vermeintliche Tradition abzusprechen, einfacher aber einem anderen diese zu bestätigen. Fußball hat Tradition, Tradition ist Kultur – und Fußball bietet noch viel mehr.Auch unabhängig vom absoluten Zuspruch und dessen jeweiliger regionaler oder spezifischen Umsetzung die Feststellung, dass es auch im professionellen Fußball Traditionsvereine geben kann und auch Erfolg kein Ausschlusskriterium ist.
Im Fußball muss auch nicht alles immer gleichbleiben, Ideale können trotzdem überleben, Neid oder Unbehagen sind schlechte Ratgeber – und wirkliche Fußballkultur entsteht dort, wo sie gelebt wird – allein schon aus Tradition. Und Vereine, bei denen und in deren Umfeld dies gelebt wird sind Traditionsvereine.
Die eigene Souveränität damit umzugehen sollte es aber auch erlauben mit entsprechender Kritik am eigenen Handeln umzugehen. Und wenn der oben zitierte Vereinsvertreter Einkaufspolitik und Management bei Klubs mit geringeren Mitteln würdigt, gibt es am kommenden Spieltag die Möglichkeit dies auch auf dem Platz zu sehen – was auch der Beginn einer anderen Form von Tradition sein könnte.
Und da nun nicht die Traditionsmannschaften gegeneinander antreten, also am 24. Spieltag gegen eine Spitzenmannschaft - ausgeglichene Bilanz und die Chance auf ein neuerliches Spektakel - Heim- schlägt Auswärtsdoppel, Teil 1 - 1907 gegen 1947, besser sechster gegen zweiter - oder einfach als das Team auftreten.
Gutes Spiel!
Nur der FCA!