......... und alle, die sich hier schon überhaupt nicht mehr äußern …..
Es ist nicht ganz leicht, dem höchst durchschnittlichen User zu erklären, warum der eine oder andere Beitrag von Ex-Aktiv- zu Gelegenheitsusern mutierten Beitragschreibern überhaupt geschrieben wird und auch noch solche Wellen wirft.
Die Entwicklung beim FCA nach dem Einstieg von Walther Seinsch hat sich in mehreren Phasen abgespielt, die jede in sich stimmig sind, deren Protagonisten sich aber Schritt für Schritt gewaltig geändert haben, was zu einem großen Teil auf eine gewisse Systemimmanenz zurückzuführen ist. Als das Unternehmen FC Augsburg am Boden lag, mehr schlecht als recht und mit wenig Aussicht auf dauerhaften Aufschwung im Bayernligamittelfeld dümpelte, hat sich der Einsteiger Seinsch auf die Hardcore-Fraktion konzentriert, die zwei Wesenszüge auf sich vereinigte: Einerseits eine erprobte Langmut und Geduld, gepaart mit einem Schuss Selbstironie: An Übles gewohnt warf diese Leute so schnell nichts um, andererseits waren sie auch bereit, jeden Strohhalm zu ergreifen, der Besserung in absehbarer Zukunft versprach. Der Mythos von den elf Freunden und ihrer eingeschworenen Fangemeinde eignete sich hervorragend, hier eine Einigkeit zu kreieren, die vom M-Block bis zu den angestammten Tribünenhockern reichte, die eben sowieso nichts erschüttern konnte, die andererseits gerne bereit waren, mit Walther Seinsch zu neuen Ufern aufzubrechen. Nicht mehr nur Prügelknaben, nicht mehr jedes Mal Angst haben zu müssen, in Aindling, Sand und wer weiß wo noch auf dem flachen Lande eins auf die Mütze zu kriegen – das hatte was. Von wegen auf die Mütze kriegen – den TSV aus dem Niemandsland zwischen Gersthofen und Pöttmes mit Tor des Monats aus der Rosenau geschossen – so konnte es weitergehen. Und es ging so weiter, souveräner Aufstieg in die RL und erste Konsequenzen: So erfolgreich konnte ein Trainer gar nicht sein, dass er den wie auch immer gearteten gestiegenen Anforderungen gerecht hätte werden können – Ciao, Gino.
Die wenigen Irritierten aus der Gefolgschaft wurden abgelöst durch zahlreiche Claqueure und die bildeten im Vergleich zum Zustand vorher zahlenmäßig ein gewisses Übergewicht. Dieses Mehr an „Masse“ ging fast zwangsläufig natürlich nicht mit einem Mehr an „Klasse“ einher und somit wurde die Diskussion um den Stamm- versus den Erfolgsfan zum Bestandteil der immer wieder aufflackernden, sich den jeweils neuen Gegebenheiten anpassenden Standortbestimmung. Etwas sehr vereinfacht gesagt, aber im Kern die Situation treffend, wurde Herzblut ersetzt durch Professionalität oder, besser gesagt, was diejenigen, die ersetzten, darunter verstanden und verstehen. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, wird es nie sein. Er konzentriert sich letztendlich auf die Frage, wie glaubwürdig alle diese Maßnahmen in den Augen jener inhomogenen Fangemeinde erscheinen, einer Fangemeinde, die vom berüchtigten noch mit Handschlag begrüßten Hardcorefan bis zum Neo-Klatschpappen-User sich erstreckt, der sich zwischen Beifall für Neuhaus und Buh für den Club schon mal als 60-Fan outet, obwohl er im M-Block steht (glaubwürdige Darstellung eines mir persönlich bestens bekannten Augen- und Ohrenzeugen).
Man, damit meine ich vor allem mich, aber auch die weitgehend Verstummten aus den geschilderten Anfängen, sieht sich die aus diesen Entwicklungen entstandenen Diskussionen und teilweise haarsträubend verqueren Verbalergüsse an, denkt sich meist seinen Teil, grinst schon mal in sich hinein oder könnte aus der Haut fahren vor lauter – früher in der Schule hätte es wohl geheißen „Thema verfehlt“; manchmal aber geht einem etwas so gegen die Hutschnur, dass man eine Bemerkung dazu loslässt, die in erster Linie das Ziel verfolgt, nicht selbst einem Magengeschwürsleiden anheim zu fallen. Da man damit eigentlich nur die alten Weggefährten erreichen will, verklausuliert man diese Beiträge in einer Form, die dem Eingeweihten signalisieren: „Aha, der oder jener lebt noch“, beim Rest der Gemeinde aber ein kollektives: „Ich versteh’ nur Bahnhof“ hinterlässt. Damit könnte man es eigentlich bewenden lassen, aber dann kommt das Durchkauen dieser rätselhaften Botschaften durch Wissende und Unwissende, und das nervt am Ende nur noch. Warum? Nichts einfacher als das: Weil dabei gar nichts herauskommen kann und soll! Hinter dem scheinbar Abwertenden verbirgt sich nun mal nicht selten die tiefschürfende echte Sorge, hinter dem scheinbar auf der Hand Liegenden häufig die nur an der Oberfläche kratzende Verblendung. Häufig, sagte ich, nicht immer – um das schon mal gleich zu betonen und diesbezüglich wiederum zu nichts führenden Palavern vorzubeugen. Was glaubt ihr eigentlich, was es unter Insidern alles anzuprangern gäbe, was diese aber ganz bewusst für sich behalten, weil ihnen im Gegensatz zu den ganzen Schwätzern eines nie abhanden gekommen ist: Sie wollen dem Verein FC Augsburg, für den ihr Herz nicht nur in Form von Lippenbekenntnissen schlägt, und die sich in vielfältiger Art und Weise für ihn eingesetzt haben und es größtenteils noch immer tun, auf keinen Fall schaden! Sie scheuen sich eben nicht, wenn sie es für nötig halten, auch einmal zu sagen, wo sie anderer Meinung als eine – ohnehin häufig keineswegs repräsentative und unumstrittene – offizielle Vereinsversion. Das ist unter guten Freunden so üblich!
Eines noch scheint mir ganz wichtig bei dieser Diskussion: Sie leidet wieder einmal und sogar in erster Linie unter der Anonymität zwischen vielen Beteiligten. Das hat mannigfaltige Gründe. Wenn es um die Erörterung von Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung geht, ist es häufig die Terminnot oder die schlichte Unmöglichkeit, an Leute, die für solche Disharmonien verantwortlich zeichnen, heranzukommen. Zwistigkeiten auf Internet-Plattform stellen sich häufig als Sturm im Wasserglas heraus, wenn sie von Mann zu Mann bei einem gemütlichen Gespräch erörtert werden. Was man auf alle Fälle unterlassen sollte, ist, das Klima erst durch Animositäten nachhaltig zu vergiften und dann mangelnde Dialogbereitschaft bei der einen oder anderen Gruppierung anzumahnen. Da wird’s unglaubwürdig!