Vieles von dem, was im Thread "Hopp" abgelassen wird ist unsachlich - hinter nicht Wenigem steckt aber schon ein gerüttelt Maß an Wahrheit. Meines Erachtens krankt die Art und Weise, wie der SAP-Milliardär seine Engagements als nahezu ausschließlich von edler Lokalmentalität geleitet verkauft schlicht und einfach an ihrer Glaubwürdigkeit. Ich nehme ihm ab, dass sein Engagement bei dem Verein, für den er einst selbst kickte, vor allem anfangs von großer Nostalgie geleitet gewesen sein mag; irgendwann wird aber die kommerzielle Komponente so übermächtig, dass dieses Großzügigkeitsgesäusel zum Großkotzigkeitsgesülze mutiert.
Tatsache ist, dass kein ambitionierter Verein es sich leisten kann, seinen Nachwuchs aus dem vereinseigenen Bolzplatz und Stadtteilsandkasten zu rekrutieren. Wenn hier angemahnt wird, die Hoppenheimer bedienten sich bei der direkten Konkurrenz der Umgebung - Karlsruhe, Stuttgart, Nürnberg, Fürth, Frankfurt, Kaiserslautern, Mainz und so weiter, dann kann ich nur sagen: Bitte die Kirche im Dorf lassen; bei uns spielen nicht nur Kids aus dem Eschenhof und Oberhausen Nord. Man kommt hier sehr schnell an einen Punkt, wo das Wesen der regionalen Auswahl von Talenten durchleuchtet werden muss. Es ist eine Traumvorstellung von ehrlichen und mit bestem Willen agierenden Funktionären, die Begabtesten aus der Umgebung eines Profivereins früh herauszufiltern könne mit dem Einverständnis und der bedingungslosen Kooperation der Erst-Trainer vor Ort einvernehmlich erfolgen. De facto ist es aber so, dass erst einmal die Nase gerümpft wird, wenn der große FCA oder sonst wer aus dem Profilager daherkommt und dem klammen Stadtteilverein, der Schwierigkeiten hat, die Übungsleiterpauschale für die Nachwuchstrainer in die Kasse zu bekommen, die Talente "wegschnappt". Dabei verfolgt der FCA in diesem Fall ja objektiv mehrere Ziele: Erstens, sich rechtzeitig und billig die Dienste solcher möglicher Kicker-Granaten zu sichern, zweitens, diese Stars von morgen in der Region zu halten, mithin nicht an die Konkurrenz von Bayern über 59 bis Ingolstadt, Nürnberg, Fürth u.s.w.zu verlieren und drittens damit den Fußball dieser Region so attraktiv wie möglich zu gestalten, um Zuschauern etwas bieten zu können und das sportliche Niveau der gesamten Region dementsprechend zu heben.
In diesem Forum lesen und schreiben auch nicht Wenige mit, die vor Ort in kleinen Vereinen die Kärrnerarbeit erledigen. Sie alle unter möglichst einen Hut zu bekommen ist eine Aufgabe, der man sich in meinen Augen seitens de Vereinsführung gar nicht genug bemühen kann. Hier ist Öffentlichkeitsarbeit gefragt, nicht nur, wenn es um Statements zu spektakulären Spielertransfers etc. geht; hier zeigt sich in meinen Augen zum Beispiel, wie gut die sportliche Arbeit eines Managements wirklich ist. Man kann dieses Thema natürlich in wenigen Sätzen nur unzureichend abhandeln, aber ich denke, die Grundzüge dessen, was ich anregen wollte, und was vielleicht und hoffentlich wieder einmal zu einer ernsthaften und nicht in erster Linie von Animositäten aller Art gekennzeichneten Diskussion führen könnte, ist einigermaßen klar geworden.
Zurück zu Hoppenheim: Dort wird man nicht müde, diesen Einsatz für die Region, dieses Herausstellen der Intention, das regionale Umfeld zu stärken und in das Bewusstsein der Fußballnation zu rücken, zu betonen. Da lohnt sich aber dann doch der Blick hinter die Kulissen. Es mag ja sein, dass Hoppenheim sich zum nordbadisch-kraichgauerischen Fußballzentrum entwickelt; nur inwiefern das auch auf das Bundesligateam durchschlägt, bzw. anders ausgedrückt, wieviel davon noch übrigbleibt, wenn wir über die BL mit ihrem Erfolgsdruck, in Konsequenz gar über das internationale Geschäft reden, darf man schon hinterfragen. Vielleicht kann hier die Aufstellung der TSG Hoffenheim für das nächste Spiel etwas plastischer als die graue Theorie belegen, wie weit man es denn treibt mit der Liebe zur Region:
Vorschlag: Es spielen die Stars aus der etwas weiteren Umgebung:
Tor: Hildebrand (Worms), ET Haas (Erlenbach) ET 2 Bernhard (Karlsruhe)
Abwehr: Jaissle (Nürtingen), Compper (Tübingen), Janker (Cham)
Mittelfeld und Angriff: Teber (Frankenthal), Weis (Schwäbisch Hall), Stifler (Schwetzingen), Herdling (Heidelberg)
ergänzt mit einigen Talenten aus der U-19, die ja bekanntlich auch nach Höherem strebt.
Sollte dieses Team wider Erwarten nicht ganz so konkurrenzfähig sein, müssen halt diejenigen aus den engsten Hoffenheimer Vororten ran, als da wären:
Tor: Özcan (Ortsteil Krems/AUT)
Abwehr: Beck (OT Kamerovo/RUS - hier lasse ich Milde walten, da Integration von Landsleuten mit Migrationshintergrund), Silva Dornellas (OT Rio/BRA), Nilsson (OT Sundsvall/SWE), Ibertsberger (OT Salzburg/AUT)
Mittelfeld und Angriff: Gustavo (OT Pindamonhanyaba/BRA), Salihovic (OT Sepak/BOS), Vorsah (OT Accra/GHA), Carlos Eduardo (OT Ajuricaba/BRA), Ba (OT Sevres/SEN), Wellington (OT so klein, dass er gar keinen Namen mehr hat/BRA), Sanogo (OT Dimbekro/ELF), Ibisevic (ich möchte fair sein: Gute Besserung, vielleicht im Heimatkrankenhaus OT Vlasenica/BOS), Obasi (OT siehe Wellington/NIG)
Noch Fragen, die Herren Regionalentwickler?