Nachbetrachtung 03. Spieltag: FCA - Ingolstadt

  • Erster Post nach Jahren des Lesens, aber mich interessiert einfach, ob es noch einige Leute gibt, die beim FCA eine deutliche Veränderung der Spielphilosophie sehen.
    Fußball hat viele Feinheiten, aber im Prinzip kann man 2 grobe Spielideen sehen (sehr schwarz-weiß, ist mir klar - soll aber nur plakativ meine These darstellen):


    1. Nach einer Balleroberung - idealerweise im Mittelfeld, versucht man so schnell wie möglich zum Abschluß zu kommen. Pässe kennen eigentlich nur eine Richtung: nach vorne, in den Lauf bzw. freien Raum. Vorteil ist, dass man sich im Regelfall viele (Halb-)Chancen erspielt, da der Gegner häufig noch nicht alle Mann hinterm Ball hat. Nachteil: Man hat nur sehr kurzen Ballbesitz, da sehr hohes Risiko des Ballverlustes; und das bei einer schnellen Vorwärtsbewegung und damit auch viel Raum für den Gegner. Diese Spielweise sieht man eher bei "schwächeren" Mannschaften, die dann "blitzschnell ausschwärmen" wie der Reporter gern sagt. Hierzu braucht man schnelle, lauf- und zweikampfstarke Spieler, die sich auch mal vorne "durchwursteln".


    2. Nach einer Balleroberung, versucht man erst mal den Ball in den eigenen Reihen zu sichern (Rückpass) und die Maxime ist Ballbesitz. Spielkontrolle soll es ermöglichen sich eine klare Chance herauszuspielen. Ballverlust soll es nur geben nach einem versuchten Abschluß - daher viele Quer- und Rückpässe und wenn möglich keine Risikopässe. Vorteil: Wenige aber klare Chancen. Sollte es doch zu Ballverlusten kommen, steht man doch geordnet. Nachteil: Die gegnerische Mannschaft ist im Regelfall komplett hinterm Ball und ebenfalls sehr geordnet und man muss sie spielerisch "auseinandernehmen" (Tempowechsel, ...). Hierfür braucht man technisch und strategisch sehr versierte Spieler, die u.a. punktgenaue Flanken schlagen können, die auch gefährliche Distanzschüsse haben und eine Top Chancenverwertung.


    Ich habe den Eindruck gewonnen, dass der FCA sich, insbesondere gegen vermeintlich schwächere Gegner, von der Spielweise 1 zur Spielweise 2 "weiterentwickeln" will. Ballbesitz und Spielanteile sind wichtiger als schnelles Umschaltspiel. Ich will damit nicht sagen, dass das von Grund auf falsch ist, aber bin mir nicht sicher, ob wir die richtigen Spieler dafür haben. Ich habe keine Statistik, aber das Gefühl, dass 90% unserer Tore nach der Methode 1 gefallen sind. Leider ist die Spielphilosophie 2 (Ballbesitz ist das wichtigste) nicht immer attraktiv für die Zuschauer (Thema Pfeifen) und aktuell auch (noch) nicht so erfolgreich für unsere Mannschaft. Wie gesagt, so spielen wir meines Erachtens in letzter Zeit gegen "vermeintlich Schwächere" bzw. zu Hause und da waren wir nicht so erfolgreich.


    Wie seht ihr das Thema "Ballbesitz, Spielkontrolle" vs. "schnell umschalten und evtl. den Ball gleich wieder hergeben"? Ist der FCA damit auf dem richtigen Weg oder lieber "back to the roots"? Oder seht ihr evtl. gar keine Entwicklung in diese Richtung und ich sehe das falsch?


    (Sorry für den langen Beitrag und danke, wenn ihr bis hier her gelesen habt)

  • Man kann nur Kontern, wenn der Gegner ins Risiko geht und aktiv das Spiel gestalten will.
    Ballgewinn ist ja nicht gleich Ballgewinn, wenn der Innenverteidiger vom Stürmer den Ball erobert ist der Gegner mit 10 hintern Ball. Dann kann man faktisch nicht kontern.
    Und genau das hat sich verändert: Viele Gegner gehen mittlerweile gegen den FCA keinerlei Risiko ein. Das liegt zum einen daran, dass die anderen Trainer auch Augen im Kopf haben und sehen das unser Umschaltspiel sogar für die ganz grossen schwer zu verteidigen ist. Zum anderen auch daran, dass ein 0:0 in Augsburg für viele mittlerweile ein gutes Ergebnis ist.


    Der FCA hat keine Wahl, er kriegt oft vom Gegner das Ballbesitz-Spiel aufgezwungen.

  • Jop das hat nichts mit wollen zu tun. Wenn sich die andere Mannschaft nur hinten reinstellt wirds einfach schwer.
    Hertha z.B. spielt seit 3 Jahren so gegen uns. Deswegen ist es in solchen Spielen halt umso wichtiger seine Chancen zu nutzen und bestenfalls das erste Tor zu schießen.


    MW hat wohl den Anspruch das zu schaffen mit dem "auseinanderspielen" bei unseren Heimspielen und da liegts bei tief stehenden Mannschaften oft halt an einem guten Pass aus dem Mittelfeld oder einem gelungenen Doppelpass. Wenn wie am Samstag Altintop aber quasi ausfällt und über die rechte Seite gar nichts geht, dann ist halt die Frage ob man nicht einfach lange Bälle spielen sollte um entweder viele Mann zu überbrücken oder bei Ballverlust halt selber gegen den Ball spielen zu können.


    Aber gut das ist nur Theorie, ich glaub schon noch daran dass unserem Trainer dazu was einfällt.

  • Der FCA hat keine Wahl, er kriegt oft vom Gegner das Ballbesitz-Spiel aufgezwungen.


    Wenn sich die andere Mannschaft nur hinten reinstellt wirds einfach schwer.


    Schon klar, dass es auch auf den Gegner ankommt. Aber gerade bei Ingolstadt hatte ich nicht den Eindruck, dass die nur mauern. Daher ja auch meine Frage. Ich habe halt den Eindruck, dass man bewußt auf Ballbesitz spielt - nicht nur weil der Gegner das einem aufzwingt. Habe ja auch von Balleroberungen im Mittelfeld geschrieben. Wenn man hier dann auf Ballbesitz spielt, hat der Gegner Zeit sich zu formieren. Nach einem Rück- und einem Querpass steht der Gegner halt mit 11 Mann hinterm Ball.
    Ich denke schon, dass es aktuell so ist, dass die Spielstrategie in Richtung Ballbesitz "verschoben" wurde. Ist ja nichts Schlechtes an sich.

  • Problem an der aktuellen taktischen Ausrichtung ist, das man komplett berechenbar geworden ist. Es gibt keinen Plan B (zumindest erkennt man ihn nicht). Das fängt bereits mit der Startaufstellung an, die nur selten Überraschungen mit sich bringt und geht mit den Auswechslungen weiter. Mich würde schon interessieren wie wir uns schlagen würden wenn wir den Spieß umdrehen und passiv abwarten was der Gegner in dem Spiel macht.
    Ich sehe bei unserem Spiel kaum noch ein Einstellen auf die Taktik des Gegners sondern es wird immer versucht denselben Stiefel runterzuspielen. Wir brauchen taktisch einen Überraschungsmoment um den Gegner auch mal zu irritieren. Denn ich bin mir sicher, sobald wir in Führung gehen und der Gegner aufmachen muss können wir unsere eigentlichen Stärken ausspielen.

  • Der größte Überraschungsmoment wäre wenn man seine Torchance nutzt, das hat aber weder mit Taktik noch Auswechslungen zu tun. Wenn Werner das 1:0 macht, gewinnt man das Spiel und kein Mensch interessiert, welchen Stiefel man gespielt hat. Wenn man solche Chancen nicht macht, verliert man in dieser Liga, egal ob ihm 4-1-4-1, 3-3-3 oder 6-4-0- Wenn man gegen Frankfurt das 2:0 macht gewinnt man. Wenn man gegen Hertha seine Chancen macht, hat man mindestens einen Punkt. So einfach ist Fußball.

  • Du redest so als ob wir uns zig Chancen herausspielen im Spiel, das stimmt so nicht. Werners Großchance war mehr oder weniger die einzige im kompletten Spiel von uns und das irgendwann in der 2. Hälfte. Keine Frage die muss er machen, aber das ändert doch wenig daran, dass wir komplett berechenbar geworden sind und kaum gefährliche Strafraumszenen generieren. Das der Gegner dann aus halben Chancen ein Tor macht und wir aus 100% Chancen kein Tor erzielen steht auf einem anderen Blatt. Allein daran die Niederlage festzumachen ist etwas einfach.

  • Ein bisschen berechenbarer sind wir wohl schon geworden, das weiß der Trainer aber selber sicher am Besten. Im Gegensatz zu Dir bin ich mir aber hundertprozentig sicher, dass er einen Plan B hat. Nur ist der Vorschlag sich selber hinten rein zu stellen und passiv abwarten aus meiner Sicht überhaupts keine Option und darf auch nie eine werden und ich hoffe, dass mir hier die meisten Recht geben. Antifußball wie von Hertha oder Ingolstadt darf niemals unser Anspruch werden!
    Jetzt werden viele sagen unser einziger Anspruch ist der Klassenerhalt, aber lieber gehen wir mit wehenden Fahnen unter als dass wir zu so einer freudlosen Gurkentruppe mutieren! Wir sind eine Fußballmannschaft, also spielen wir auch Fußball - und wenns nicht reicht reichts halt nicht... klingt jetzt zwar sehr hochtrabend aber für mich ist das eine ideologische Frage. Welche Philosophie will der FCA vertreten?
    Erinnert Euch an 12/13. Hätten wir wohl die Klasse gehalten, wenn wir nach der Winterpause taktisch alles umgeschmissen und Catenaccio gespielt hätten? Die Überlegung war sicher da und etliche Mannschaften hätten in unserer damaligen Lage wohl so gehandelt...


    Auch wenn sich die Gegner auf uns einstellen, wir müssen die Herausforderung annehmen! Haltung bewahren Jungs!
    Antifussball nein danke!

  • Gegen so einen Gegner war es vorher klar, dass man keine Vielzahl von Chancen bekommt, deshalb entscheidet so eine Chance auch über Sieg oder Niederlage. Gegen Frankfurt haben wir zig Chancen gehabt. Letzte Vorrunde als wir viele Spiele gewonnen haben, hatten wir genau so wenig Chancen gegen solche Gegner, da haben wir aber das 1:0 gemacht, das ist der Unterschied. Fakt ist, dass man nicht so viel Qualität hat, dass man Ausfälle kompensieren kann und Einzelspieler so stark sind um etwas im Alleingang zu schaffen- Wenn nicht alle funktionieren, haben wir auch gegen Viertligisten Probleme. Wenn ein Altintop keinen Ball annehmen kann, Werner nicht trifft und Baier nicht statt findet, verlieren wir. Weder unter Luhukay noch unter Weinzierl waren wir jemals unberechenbar. Was Berechenbarkeit angeht, sind wir völlig berechenbar, genau wie Ingolstadt, Hertha, Frankfurt, Schalke und der Rest der Liga. Die einzigen die variieren sind die Bayern und ihre Systeme wechseln wie Unterhosen. Ansonsten spielen die anderen immer den gleichen Stiefel, mit immer den gleichen Spielern und immer die gleichen Spieler werden zuerst eingewechselt. Jeder in der Liga ist berechenbar, für uns genau wie wir für die anderen.

  • Nur ist der Vorschlag sich selber hinten rein zu stellen und passiv abwarten aus meiner Sicht überhaupts keine Option und darf auch nie eine werden und ich hoffe, dass mir hier die meisten Recht geben. Antifußball wie von Hertha oder Ingolstadt darf niemals unser Anspruch werden!


    Soso, sind wir der BVB oder FC Bayern und lösen alle Baustellen mit Poweroffensivfußball? Zwischen den Gegner kommen lassen und Antifußball sehe ich noch einige Zwischenstufen. Dafür das wir angeblich so offensiv ausgerichtet sind erzeugen wir lächerlich wenig Torraumszenen und Torabschlüsse.


  • Soso, sind wir der BVB oder FC Bayern und lösen alle Baustellen mit Poweroffensivfußball? Zwischen den Gegner kommen lassen und Antifußball sehe ich noch einige Zwischenstufen. Dafür das wir angeblich so offensiv ausgerichtet sind erzeugen wir lächerlich wenig Torraumszenen und Torabschlüsse.


    Dann spielt man 0:0 oder verliert 0:1 durch so eine Szene. Ingolstadt reicht doch ein 0:0, was interessiert die ob wir sie kommen lassen wollen. Dann spielen sie halt noch mehr quer und freuen sich, denn die wissen genau, dass man als Heimteam irgendwann auf den Führungstreffer gehen wird. Das Tor ist übrigens nicht durch einen Konter gefallen, sondern als wir Ingolstadt eingeladen haben zu kommen. Dann sind sie halt gekommen.

  • Soso, sind wir der BVB oder FC Bayern und lösen alle Baustellen mit Poweroffensivfußball? Zwischen den Gegner kommen lassen und Antifußball sehe ich noch einige Zwischenstufen. Dafür das wir angeblich so offensiv ausgerichtet sind erzeugen wir lächerlich wenig Torraumszenen und Torabschlüsse.


    Zwischenstufen gibt´s sicherlich. Mein Sachverstand ist zu gering um das hier mit Dir zu Ende zu diskutieren. Sicher gibt es hier genug andere, die sich besser auskennen und das gerne tun.
    Grundsätzlich geht´s aber gar nicht darum sondern - wie bei allem im Leben - ums Prinzip. So Fussball zu spielen wie z. B. Hertha gegen uns ist doch dieses Sports nicht würdig! Mit dem Kader! Ich müsst mich schämen, machte der FCA sowas irgendwann. Ergebnisorientierung hin oder her, aber das ist meine Meinung...


    Wichtig ist jetzt aus meiner Sicht, dass man sich wieder aufrichtet und geschlossen nach vorne schaut. Und das wird sicherlich aufs vortrefflichste erreicht indem sich der Trainer hinstellt und sagt ab jetzt stellen wir uns hinten rein. Da muss ich Dir Recht geben.


    Und eins noch: wo ich mich wirklich so richtig geschämt hab, war als die Pfiffe kamen. Aber auch die bleiben dann gewiß aus, wenn man Deine Vorschläge umsetzt...

  • Chelsea hätte bis heute die Champions League noch nicht gewonnen wenn sie sich nicht auf das geringste besonnen hätten.
    1 Tor machen und hinten hilft der liebe Gott, also kanns nicht ganz so schlecht sein,
    sich auf eine Abwehrschlacht einzulassen, obs sche is oder nicht lass ich jedem seine eigene Meinung bilden.